[Danke an Ronald Steyer, der diesen Text aus dem Englischen übersetzt hat.]
Eine Retrospektive schafft eine Gelegenheit, um im Team zu lernen und besser zusammenzuarbeiten. Die Retrospektive bietet Zeit, um außerhalb der täglichen Routine, über vergangene Ereignisse und Verhaltensweisen nachzudenken. In ihrer einfachsten Form beantwortet das Team 3 Fragen:
- Was hat gut geklappt?
- Was hat nicht gut geklappt?
- Was werden wir von nun an anders machen?
In nicht agilen Umgebungen werden Retrospektiven manchmal als “Post Mortem” durchgeführt, um nach Projektabschluss nach “lessons learned” zu suchen. Das sind oft lange Meetings.
Im Gegensatz dazu sind Retrospektiven in agilen Umgebungen relativ kurze und regelmäßige Treffen des Teams (z. B. 1 Stunde alle 2 Wochen). So ist das Projekt noch im Gange und alles was man bespricht kann das laufende Projekt noch verbessern und auf Erfolgskurs halten.
Wer nimmt teil?
“Das Team”, wer auch immer das im jeweiligen Kontext ist: Die Gruppe von Menschen, die zusammen ein konkretes gemeinsames Ziel haben, z.B. ein Projektergebnis oder eine Kundenlösung. Ein Moderator (z.B. ein „Scrum Master“) unterstützt. Wenn die Retrospektive sich mit einem bestimmten Thema befassen soll, das auch Menschen außerhalb des Teams einbezieht bzw. beeinflusst, ist es sinnvoll, auch sie einzuladen, um an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten.
Wie sieht eine Retrospektive aus?
In ihrer einfachsten Form,
- trifft sich eine Gruppe von Menschen,
- redet über ein Thema und
- vereinbart Anpassungen oder Maßnahmen (die hoffentlich die Situation verbessern werden).
Allerdings sind Retrospektiven in der Regel ein wenig ausgefeilter und bringen dann auch bessere Ergebnisse. Retros folgen meistens den fünf Phasen aus “Agile Retrospektiven“:
- Voraussetzungen schaffen
Ziele definieren; Leute „ankommen“ lassen - Daten sammeln
Sich zusammen erinnern und einen gemeinsamen Pool an Infos aufbauen (jeder sieht die Welt ein bisschen anders) - Einsichten haben
Warum ist alles so gekommen wie es kam? Gibt es Muster? Was ist das „Big picture“? - Aktionen beschließen
Mit welchen konkreten Schritten kann das Team Verbesserungen erzielen? - Abschließen
Wie geht es nun weiter? Wertschätzen; Klaren Schlusspunkt setzen; Was kann man an der Retrospektive selbst verbessern?
Jede Phase kann mit bestimmten Methoden und Formaten unterstützt werden, um Ideen und Interaktion zu fördern. Ideen gibt es im Retromaten.
Was ist eine Retrospektive NICHT
1) Ein „blame game“ – Retrospektiven dienen nicht dazu Verantwortung abzuwälzen und anderen Schuld zuzuweisen. Einige Moderatoren beginnen daher ihre Retrospektiven, indem sie die “Retrospective Prime Directive” vorlesen:
Unabhängig davon was wir entdecken werden – wir verstehen und glauben aufrichtig, dass in der gegebenen Situation, mit dem verfügbaren Wissen und den verfügbaren Ressourcen und den individuellen Fähigkeiten, alle ihr bestes getan haben. Konzentriere dich darauf, was du in der Zukunft machen wirst.
2) Ein Laber-Meeting
Wenn Retrospektiven nur ein weiteres Meeting sind, in dem viel geredet wird, daraus aber nichts folgt, d.h. wenn den Retrospektiven keine konkreten Veränderungen, Anpassungen oder Maßnahmen folgen oder niemand sich dafür interessiert, dann sind Retrospektiven Zeitverschwendung.
Aber wenn man die Entscheidungen aus Retros umsetzt kann man Erstaunliches erreichen! Kleine Änderungen addieren sich auf zu weitreichenden Verbesserungen, wie ein Zinseszinseffekt. Es lohnt sich!